Energiewende in Zahlen

Energiewende in Zahlen

Die wohl größte Herausforderung unserer Zeit stellt die globale Klimaerwärmung und die damit verbundenen Begleiterscheinungen von Extremwetterereignissen wie Dürren, Konflikte um Trinkwasser oder Lebensmittelknappheiten dar. Auf dem vermeintlichen Weg in die CO2-Neutralität hat sich Deutschland mit stagnierenden Ausbauzahlen bei den erneuerbaren Energien bedauerlicherweise zu lange auf einer soliden Ausgangssituation ausgeruht. Die noch immer starke Abhängigkeit von fossilen Energieträgern wird uns aktuell leidvoll durch den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine vor Augen geführt. Nahezu alternativlos überweist Deutschland aktuell gut 200 Mrd. € pro Jahr an zumeist nicht demokratisch geführte Förderstaaten für die dringend benötigten Energieimporte. Unser Ziel in den kommenden Jahren sollte es sein, diese Summe stark zu reduzieren, bzw. das Geld vor Ort im ländlichen Raum zu verdienen und zirkulieren zu lassen. 

In der aktuellen Situation und zukünftigen Debatte ist es erforderlich, über unsere regionale Verantwortung hinaus nicht nur Zeiträume von 2-3 Jahren zu betrachten, sondern die globale Problematik für die kommenden Jahrzehnte im Blick zu behalten. Es gilt für alle Beteiligten aus Ihrer Komfortzone heraustreten und Kompromissbereitschaft zu demonstrieren. Wir dürfen nicht warten, bis die Bundesregierung für jeden Einzelfall die passenden Rechtsvorschriften geschaffen hat, sondern selbst entscheiden, was sinnvoll und notwendig ist. Es erscheint fraglich, ob sich viele aktuell heimische und schützenwerte Tierarten auch in zehn Jahren noch in unseren Breiten heimisch fühlen, wenn sich unter Umständen mediterrane Klimabedingungen eingestellt haben. Die Klimaveränderung stellt ebenso eine große Herausforderung für die Landwirtschaft dar, weshalb es schon heute gilt, diese mit alternativen Einnahmequellen abzusichern und deren Fortbestand zu gewährleisten. Einen Weg aus dieser fossilen Sackgasse bietet die erneuerbare Stromerzeugung im eigenen Land. Mit dem Ausbau von Freiflächen-PV und Windkraftanlagen können wir alle einen fairen Beitrag zum Klimaschutz leisten, die regionale Landwirtschaft und Wertschöpfung stärken und uns von diktatorischen Autokraten unabhängig machen.

Klima und Ausbauziele der Bundes­regierung Deutschland

Bereits seit 1994 empfiehlt der „Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen“ (WBGU) die globale Erderwärmung auf 2°C zu begrenzen. Um das von Deutschland unterzeichnete und der UN verabschiedete 2°C-Ziel einhalten zu können, muss der CO2-Ausstoß drastisch reduziert werden. Hierfür erscheint die Umstellung von fossiler Energiegewinnung hin zur regenerativen Stromerzeugung als wirkungsvollste Maßnahme.

Wie nachstehende Abbildung zeigt, ist bisher jedoch erschreckend wenig dafür getan worden. Bis 2030 sollen die Emissionen gegenüber dem Jahr 1990 um 30% gesenkt werden. Bis 2040 sollen diese um 88% gesenkt werden und im Jahr 2045 wollen wir mit 100% erneuerbare Energien Klimaneutralität herstellen.

Dieses Vorhaben ist für den Bereich „Elektrizitäts- und Wärmeerzeugung“ vergleichsweise einfach zu erreichen. Dieser Sektor ist mit gut 40% der größte CO2-Emmitent nach Sektoren. Für diesen Bereich besitzen wir bereits die notwendige Technologie, um anstelle von Kohlekraftwerken unseren Strom durch Laufwasserkraftwerke, Windenergie oder Photovoltaikanlagen zu erzeugen. Die Wärme kann elektrisch durch hocheffiziente Wärmepumpen aus regenerativem Strom gewonnen werden.

Dem folgt der Transportsektor, der für gut 25% des CO2-Ausstoßes verantwortlich ist. Im Gegensatz zum Personentransport fehlt uns im Schwerlastbereich aktuell jedoch noch eine massentaugliche Technologie, ob diese in den verbleibenden 23 Jahren ausreichend etabliert werden kann, erscheint heute fraglich. Diese Technologie müsste zunächst noch von der Industrie mit einem Anteil von knapp 20% am CO2-Ausstoß entwickelt werden. Allein die Industrie wiederum verbrauchte im Jahr 2021 mit etwa 1040 TWh nahezu doppelt so viel Energie (Strom & Wärme), wie in der gesamten BRD von öffentlichen Erzeugern Strom eingespeist wurden, was in nachstehender Abbildung nicht mit eingeflossen ist. Der verbleibende Anteil an CO2-Emissionen entfällt maßgeblich auf Gebäude und Privathaushalte. 

Änderung Energiebedarf im Einfamilienhaus

Für unseren zukünftigen Stromverbrauch gibt es zahlreiche Prognosen und Studien. Für obenstehende Abbildung wurden zwei konservativere Annahmen des „Bundesverbands für Erneuerbare Energien“ (BEE) für das Jahr 2030 und der Energy-Watch-Group für das Jahr 2045 gewählt, in dem Deutschland seinen Energiebedarf durch 100% erneuerbare Energien decken möchte. Dieses Szenario zeigt trotz Berücksichtigung von Effizienzmaßnahmen eine Verdreifachung des bundesweiten Strombedarfs. Die Annahme scheint keinesfalls zu hochgegriffen, ist doch in Privathaushalten mit einer Vervierfachung des Strombedarfs zu rechnen.

Wie nachstehende Abbildung zum Energiebedarf im Einfamilienhaus zeigt, benötigt ein 3-Personenhaushalt aktuell ca. 3.500 kWh Strom. Der elektrische Bedarf wird sich in den kommenden Jahren jedoch deutlich steigern. Ein E-Auto benötigt für 15.000km (deutscher Durchschnitt) ca. 2.500kWh pro Jahr. Mit häufig zweit Autos pro Haushalt, kommen somit gut 5.000kWh zusätzlicher Strombedarf hinzu. Da die Privathaushalte in den kommenden Jahren sukzessiv auf Wärmepumpen umstellen müssen, fallen hier noch weitere 6.000kWh an Stromverbrauch an. In Summe wird sich der Stromverbrauch in den deutschen Haushalten in den kommenden Jahren also gut vervierfachen. Gleichzeitig können gut 25.000 kWh an fossilen Energien eingespart werden, welche anderweitig durch ineffiziente Verbrennungsmotoren umgesetzt werden würden. Dies bedeutet, dass wir nicht nur den aktuellen Strombedarf Deutschlands mit erneuerbaren Energien decken müssen, sondern schon heute den Bedarf der kommenden Jahre antizipieren und abdecken sollten.

Bezugnehmend auf die erste Abbildung konnten im vergangenen Jahr, nach vorläufigen Zahlen, ca. 41% der deutschen Stromerzeugung durch regenerative Energien bereitgestellt werden. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich jedoch bedauerlicherweise auch, dass dieser Anteil sowohl netto (-14 TWh) als auch prozentual (-3%) abgenommen hat. Noch immer werden 343 TWh oder 59%, der insgesamt erzeugten 579 TWh, durch konventionelle Kraftwerke mit fossilen Energieträgern oder atomar erzeugt. Im Vorjahr 2020 waren es nur 56%.

Ein Grund hierfür ist teilweise das Auslaufen von Altanlagen aus der EEG-Vergütung mit deren Rückbau, da der Weiterbetrieb der Anlagen bedauerlicherweise nicht mehr wirtschaftlich ist oder durch politische Regularien unterbunden wird. Ein weiterer Grund ist jedoch eindeutig der stockende Ausbau, der durch immer umfangreicher werdende Genehmigungsverfahren und Auflagen über Jahre hinausgezögert wird. In Anbetracht der Tatsache, dass wir in den kommenden 23 Jahren sechsmal so viel regenerative Erzeugungsleistung zubauen müssen, im Vergleich zu dem, was in den vergangenen 22 Jahren errichtet wurde, sollten wir jede sich bietende Chance ergreifen, um die Genehmigungsprozesse für sinnvolle zu beschleunigen. Dies gilt vorbehaltlich der Tatsache, dass keine weiteren Altanlagen zurückgebaut werden.

Denn wenn wir dieses Ziel, in einer souveränen Industrienation wie Deutschland nicht erreichen, werden wir auch bis zum Ende des Jahrhunderts noch der Willkür und Laune von diktatorischen Despoten unterworfen sein. Das Erreichen der Klimawende und CO2-Neutralität oder gar Reduktion würde damit in weite Ferne rücken. Wir können uns vermutlich nicht ausmalen, welche Auswirkungen eine weitere Klimaerwärmung auf unsere heutige Flora und Fauna haben wird, die wir zu Recht mit umfänglichen Gutachten und streng reglementierten Genehmigungsverfahren zu schützen versuchen. Die Frage, welche man sich auf lange Sicht hierzu stellen muss ist jedoch: Sind diese Arten auch bei deutlich höheren Jahrestemperaturen oder karger Vegetation noch „heimisch“? Wir handeln hierbei nicht nur in Eigenverantwortung für unsere eigenes Land, sondern auch für all die Länder, die den geringsten Anteil an der Klimaerwärmung haben und doch am stärksten deren Auswirkungen zu spüren bekommen. Wenn wir unserem eigenen Anspruch der Klimaneutralität nicht gerecht werden können, wie können wir dann gleiches von Entwicklungsländern verlangen?

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